Anbetung der Hirten

Ein Papierrelief aus der Werkstatt des Albert von Soest

„In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade. Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.“ So beginnt die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium.

Papierrelief aus der Werkstatt des Albert von Soest
Anbetung der Hirten, Papierrelief aus der Werkstatt des Albert von Soest

Diese Geschichte ist auf einem Papierrelief dargestellt, dass im Museum Lüneburg ausgestellt ist. Den Anfang der Geschichte sieht man ganz im Hintergrund des Reliefs, durch eine Türöffnung. Dort wachen die Hirten bei ihrer Herde. Und über ihnen schwebt der Engel. Das große himmlische Heer – vier Engel mit einem Notenblatt, erscheint am oberen rechten Bildrand. Doch im Vordergrund liegt das Kind in der Krippe. Maria und Josef und die Hirten betrachten das Kind. Und auch Ochs und Esel sind anwesend.

Das Papierrelief schuf der Albert von Soest, auf einem Treppenabsatz hat er seine Signatur AVS angebracht. Albert von Soest schnitzte Holzreliefs, die er einer Töpferei in der Nähe der Michaeliskirche brachte. Dort wurden große Tonmodel hergestellt. Mit diesen Modeln entstanden in der Werkstatt des Künstlers Papierreliefs, die in Serie produziert wurden. Nach dem Trocknen wurden die Reliefs bemalt und wirkten wie wertvolle Holzreliefs. Kunst in Serie. Für das Motiv der Anbetung der Hirten nutzte Albert von Soest einen Kupferstich, den Heinrich Aldegrever 1553 stach. Ein weiteres Papierrelief mit der Anbetung der Hirten befindet sich heute in Stendal.

Albert von Soest, der für seine Schnitzereien in der Großen Ratsstube des Lüneburger Rathauses bekannt ist, produzierte die Papierreliefs wohl überwiegend für den bürgerlichen Bedarf. Die Reliefs hingen vermutlich in der Stube und dienten der häuslichen Andacht – auch in der Weihnachtszeit.

(Edgar Ring)

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