Der Riesenhirsch – ein stolzer Vertreter des Eiszeitalters

Seine Größe und die offene Präsentation machen den Riesenhirsch-Schädel zu einem echten Blickfang in der ersten Ausstellungsabteilung. Riesenhirsche konnten eine Schulterhöhe von zwei Metern und eine Körperlänge von über drei Metern erreichen. Das hier gezeigte Exemplar war zwar etwas kleiner, und das Schaufelgeweih ist nicht vollständig erhalten – die Gesamtlänge des Exponats beträgt aber immer noch über einen Meter. So kann man sich gut vorstellen, dass die größten Tiere Geweihe von drei bis vier Metern trugen! Das Gewicht der Geweihe war so gut austariert, dass sich ein Schädel samt Geweih auf einer handtellergroßen Fläche balancieren lässt.

Anschauungsmodell zur Entwicklung von Hutpilzen
Der Riesenhirsch-Schädel (ohne Unterkiefer) ist eine Leihgabe der Stiftung Ruhr Museum und wurde im Emschertal bei Bottrop gefunden.
(Foto: Museum Lüneburg)

Um jährlich bis zu 40 kg an Knochensubstanz für das Geweih aufzubauen – denn männliche Tiere warfen wie die heutigen Hirsche einmal im Jahr ihre Geweihe ab –, brauchten die Tiere genügend Nahrung. Diese erhielten sie in ihrem angestammten Lebensraum, der Mammutsteppe, einer Steppenform, die heute nicht mehr existiert. Mit ihrer baumlosen Weite und vielen nahrhaften Kräutern und Gräsern beheimatete die Mammutsteppe auch andere Großsäuger wie Mammuts, Wollnashörner, Rentiere, Wildpferde und Steppenbisons. Diese Tiere lebten in den Kaltzeiten der letzten Jahrhunderttausende. Der Riesenhirsch erschien in der Elster-Kaltzeit vor etwa 400.000 Jahren das erste Mal auf der Bildfläche und fühlte sich vor allem in den Kalt-, aber auch den Warmzeiten bei uns wohl. Riesenhirsche waren in Europa und Asien weit verbreitet.

Am Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 11.500 Jahren, starb der Riesenhirsch in Europa zusammen mit vielen anderen Tieren der Kaltzeiten aus. Verantwortlich dafür war aber nicht das monströse Wachstum seines Geweihs, wie lange spekuliert wurde. Ebenso wenig ist wohl der Mensch, bei dem er lange auf dem Speisezettel stand, ursächlich an seinem Aussterben Schuld, auch wenn er durch Bejagung seinen Beitrag dazu geleistet haben wird. Vielmehr kam es am Ende der letzten Kaltzeit zu einer weitreichenden klimatischen und ökologischen Veränderung, die zum vollständigen Verschwinden der Mammutsteppe führte. Einige Tierarten wie Rentier oder Rothirsch überdauerten die Veränderungen und existieren noch heute, andere konnten sich nicht anpassen und starben zu Beginn des Holozäns aus. Manche Spezies wie Mammuts und Riesenhirsche lebten noch einige tausend Jahre in Sibirien, bis auch sie ausstarben. So verschwanden am Ende des Pleistozäns viele über hunderttausende von Jahren erfolgreiche Großsäuger im Zuge der quartären Aussterbewelle von der Erde.

(Christina Broesike)

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