Sportlicher Langstreckenzieher

Der Mauersegler kehrt aus dem Winterquartier zurück

ausgestopfter Mauersegler
Apus apus, der Mauersegler (Foto: Museum Lüneburg)

Nun hört man sie wieder, die schrillen sriihh sriihh-Rufe, die sogar den Straßenlärm übertönen: Es ist Sommer! Schon im Mai sind die Mauersegler aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt, um in Europa ihre Brutgebiete aufzusuchen. Die kleinen, flugstarken Vögel legen dabei beträchtliche Strecken zurück: Die Winterquartiere liegen 10.000 km entfernt im südlichen Afrika. In ihren Winter- und Sommerquartieren halten sich die Vögel in der Regel jeweils etwa drei bis dreieinhalb Monate auf, die restliche Zeit sind sie auf Reise. Mauersegler sind wahre Flugkünstler: Ihre sichelförmigen Flügel und der kurze, gegabelte Schwanz ermöglichen ihnen mit nur wenigen flachen Flügelschlägen einen schnellen, wendigen Gleitflug. Auf ihren teils halsbrecherischen Jagden durch die Häuserschluchten erbeuten sie kleine bis mittelgroße Insekten und Spinnentiere.

Mauersegler sind komplett an ein Leben in der Luft angepasst: Außerhalb der Brutsaison landen sie kaum, können sich zehn Monate in der Luft aufhalten und schlafen sogar im Fliegen. Aufgrund der luftangepassten Lebensweise sind die Füße der Tiere nicht gut zum Laufen geeignet, so dass sie auf dem Boden sehr unbeholfen wirken. Dies hat ihnen ihren wissenschaftlichen Namen eingebracht: Apus apus (aus dem Griechischen apous = ohne Fuß). Dass ein am Boden liegender Mauersegler aber nicht von alleine wieder losfliegen kann, ist eine Mär! Tiere, die aus eigener Kraft nicht mehr hochfliegen können, sollten auf keinen Fall als vermeintliche Starthilfe in die Luft geworfen werden, sondern zu einem vogelkundigen Tierarzt gebracht werden.

Unser Mauersegler-Exemplar wurde extra für die Dauerausstellung angekauft. Es hat seinen Platz in der Vitrine zum Thema Stadtökologie und steht dort beispielhaft für Tiere, die in menschlichen Siedlungen und Städten neue Nistmöglichkeiten und/oder Nahrungsquellen gefunden haben. Ursprünglich zog der Mauersegler als Höhlenbrüter seine Jungen in Felslöchern, gelegentlich auch Baumhöhlen, groß. Etwa ab dem Mittelalter zog es ihn dann verstärkt in menschengemachte Behausungen, wo er unter den Dächern und Firsten von aus Stein gebauten höheren Häusern, Kirchen und Türmen gute Nistmöglichkeiten vorfand. Der Mauersegler ist zwar nicht gefährdet, aber Haussanierungen und der Insektenschwund unserer Landschaft machen ihm das Leben bei uns immer schwerer. Eine gute Möglichkeit, dem Mauersegler trotz gut saniertem Haus bei uns Nistmöglichkeiten zu bieten, ist das Anbringen von speziellen Nistkästen. So erfreuen wir uns hoffentlich auch in Zukunft noch am lauten „sriihh sriihh“ an lauen Sommerabenden!

(Christina Broesike, Kuratorin für Naturkunde)

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