Politik am Kamin – Friede und gute Ordnung

Wandfries, Detail
Abb. 1: Friesplatte eines Kamins mit Darstellung des guten Stadtregiments (Foto: Museum Lüneburg, Detail)

„Frieden ist das höchste Gut, das den Menschen zu kennen gegeben ist: ein Frieden ist mächtiger als unzählige Triumphe: Frieden vermag das Heil zu bewachen und die Bürger gleich zu machen.“ Die Worte des antiken Dichters Silius Italicus „pax optima rerum“ (geboren um 25. n.Chr., gestorben um 100 n.Chr.) wurden zum Leitspruch des Westfälischen Frieden, der 1648 einen der bis dahin längsten und schwersten Kriege durch Diplomatie beendete. Das Verlangen nach einem Leben in Frieden war damals wie heute groß. Fünf Jahre lang – von 1643 bis 1648 – rangen die Gesandten in Münster und Osnabrück um einen Interessenausgleich und einen dauerhaften Frieden. Dieser Friedensschluss war der Beginn einer weitreichenden und nachhaltigen Zusammenarbeit zwischen den europäischen Großmächten auf den Gebieten des Handels, der Verwaltung und der Technik und die Grundlage eines kollektiven Sicherheitssystems. Der Leitspruch des Westfälischen Friedens scheint heute aktueller denn je.

Den Gedanken von einem friedlichen Zusammenleben in „guter Ordnung“ spiegelt auch ein Detail einer Kamineinfassung aus dem Haus des Lüneburger Bürgermeisters Leonhard Töbing, datiert auf das Jahr 1575, wieder. Die Darstellung steht in engem Kontext zu einem Gemälde von Daniel Frese, dem Maler, der im Auftrag des Rates der Stadt das Rathaus mit einem prächtigen Bildprogramm ausstattete. Dies sollte den Politikern zum Vorbild und zur stetigen Mahnung dienen. Freses Darstellung der Respublica zeigt die gute Ordnung: Sanft und mit geschlossenen Augen ruht PAX, der Friede, personifiziert in einer Frauengestalt, im Schoß der Respublica (Abb. 1).

Wandfries
Kamineinfassung im Haus des Lüneburger Bürgermeisters Leonhard Töbing, um 1575 (Museum Lüneburg, R.551) (Foto: Museum Lüneburg)

Bemerkenswert ist, dass dieses Motiv nicht nur im öffentlichen Raum, dem Rathaus, präsent war, sondern auch im Privaten. Leonhard Töbing (1529-1591) war seit 1566 Bürgermeister in Lüneburg und bewohnte mit seiner Frau Anna Garlop das Haus in der Bäckerstraße 10. Mit der Wahl der Motive für die Kamineinfassung brachte er eine Haltung zum Ausdruck, die jedem Besucher und Betrachter offensichtlich werden sollte: Der Friede gehört zum Prinzip guter und gerechter Herrschaft und war in der Zeit der Renaissance in Lüneburg handlungsleitend für die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt.

(Heike Düselder)

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