Ein Mühlstein aus Bardowick
Angesichts der Bedeutung, die der bereits im Jahre 785 erstmalig genannte Handelsort Bardowick vor seiner teilweisen Zerstörung im 12. Jahrhundert besaß, erscheint die Frage berechtigt, ob dieser wichtige Ort nicht bereits auch in jenen Tagen über eine oder vielleicht mehrere Mühle(n) verfügte. Bis auf den heutigen Tag ließen sich jedoch keine Schriftquellen ermitteln, die Auskunft über das Vorhandensein einer Mühle im mittelalterlichen Bardowick geben konnten.
Stattdessen gab eine archäologische Fundstelle, entdeckt im Jahre 1934, einige Hinweise auf die mögliche Existenz einer sehr frühen Wassermühle. „Beim Durchstich des neuen Stromlaufes im Wiesengelände“ wurden durch den damaligen Leiter der Vorgeschichtlichen Abteilung des Lüneburger Museums, Franz Krüger, einige Funde geborgen, die dieser als Reste einer Ilmenaumühle deutete. Unter den seinerzeit dort geborgenen mittelalterlichen Funden befanden sich unter anderem zahlreiche Mühlsteinbruchstücke und fünf Mühlsteine.
Dass diese Funde tatsächlich auch einer Mühle zuzuordnen sind, beweist eine runde Holzscheibe aus Buchenholz, einst Teil eines Stockgetriebes, welches zur Übertragung der waagerechten Bewegung der Welle auf die Senkrechte des Mehlgetriebes benutzt wurde.
Der heute im Lüneburger Museum ausgestellte Bardowicker Mühlstein zeigt zudem deutliche Abnutzungsspuren, die – sofern man die Steine seinerzeit nicht aus zweiter Hand erworben hatte – somit auch einen indirekten Hinweis auf einen Mahlbetrieb vor Ort liefern.
Das zeitliche Spektrum der seinerzeit entdeckten Keramik erstreckt sich vom 8. bis zum ausgehenden 12. Jahrhundert; bis zu jenem Zeitraum also, der mit der im Jahre 1189 erfolgten teilweisen Zerstörung des Ortes durch Heinrich den Löwen eine einschneidende Zäsur in der Geschichte Bardowicks darstellt. Auch neuere Grabungen scheinen dies zu bestätigen.
Die Zerstörung Bardowicks und die Förderung der aufstrebenden Stadt Lüneburg durch Herzog Heinrich den Löwen stehen in einem ursächlichen Zusammenhang; mit Sicherheit konnten die mutmaßlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts erbauten Ilmenaumühlen der Stadt Lüneburg von der Zerstörung der Bardowicker Mühle profitieren.
(Dietmar Gehrke, Kurator für Ur- und Frühgeschichte)
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