Ein besonderer Ammonit vom Kreidebergsee

Wer am Kreidebergsee in Lüneburg flaniert und seine Blicke über das Wasser schweifen lässt, ahnt wahrscheinlich nicht, welche Schätze sich unter seinen Füßen verbergen. Die hier anstehenden Bodenschichten stammen aus der Kreidezeit und sind sehr fossilreich. Auch das hier vorgestellte Prachtexemplar wurde am Kreidebergsee gefunden. Es handelt es sich um einen Ammoniten der Art Parapuzosia (Austiniceras) austeni. Mit rund 50 cm ist er der größte bekannte Ammonit, der je in Lüneburg entdeckt wurde. Er stammt aus dem ältesten Teil der Oberkreide, dem Cenoman, und ist um die 95 Millionen Jahre alt.

großer Ammonit vom Lüneburger Kreidebergsee
Das Exponat ist in der Ausstellungsabteilung schichten & schieben zu finden. Leihgeber: Detlef Schumacher. (Foto: Museum Lüneburg)

Ammoniten sind seit dem Ende der Kreidezeit ausgestorben und zählen zu den Kopffüßern wie die noch heute lebenden Nautiliden oder Tintenfische. Wahrscheinlich schwammen sie in den Ur-Ozeanen im freien Wasser. Starben sie ab, sanken sie zum Meeresgrund. Dort wurde ihre Schale dankbar von am Boden lebenden Tieren besiedelt, die im ansonsten weichen Schlamm immer auf der Suche nach festem Untergrund waren, an dem sie sich festhalten konnten. Auch an unserem Exemplar sieht man einen nachfolgenden Bewuchs durch Inoceramus-Muscheln.

Die geographische Gegend, in der heute Lüneburg liegt, war in der Kreidezeit lange ein Schelfmeer mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Mit der Zeit bildeten sich mächtige Kalkablagerungen, in der sich heute die damalige Tier- und Pflanzenwelt als Fossilien wiederfindet. Durch den Salzstock wurden die Kalkschichten an die Erdoberfläche gedrückt. So waren die Kalksteine, Mergelkalke und Tonmergel für die Lüneburger zugänglich und wurden jahrhundertelang genutzt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die wertvollen Rohstoffe auch industriell abgebaut und zu Zement, Düngekalk, Wandweiße und Seife verarbeitet. Der Abbau veränderte die Grube ständig. Davon profitierten auch Forscher aus aller Welt. Besonders in den industriell produktivsten Jahrzehnten Anfang des 20. Jahrhunderts wurden durch Untersuchungen in Lüneburg einige Grundlagenarbeiten zur Oberkreide in Nordwestdeutschland veröffentlicht. Nachdem der Kalkabbau 1962 eingestellt wurde, lief die Grube mit Grundwasser voll und wurde als Schutthalde verwendet. Mittlerweile sind die Kreideschichten im Naherholungs- und Schutzgebiet nicht mehr zugänglich.

Dies macht diesen Ammoniten und alle weiteren Fossilien des Lüneburger Kreidebergsees so wertvoll. Man darf davon ausgehen, dass dieses Exemplar auch weiterhin der größte, je gefundene Ammonit des Kreidebergsees bleiben wird.

(Christina Broesike)

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