Axt aus Hornblendeschiefer (sog. Schuhleistenkeil)

Schuhleistenkeil

Material: Hornblendeschiefer
Datierung: ca. 4900–4500 v. Chr.
Fundort: Ilmenau (bei Lüneburg)

Gefunden wurde dieses Exemplar in der Ilmenau zwischen Lüneburg und Bardowick. Bereits im 19. Jahrhundert gelangte es in die Lüneburger Museumssammlung.

Die Axt datiert in die Zeit der Stichbandkeramik (ca. 4900–4500 v. Chr.) und ist in der Lüneburger Region eines der ersten archäologischen Zeugnisse einer sesshaften Bauernkultur.

Verwendung fanden diese Werkzeuge als Dechsel zur Holzbearbeitung – aber auch als Kriegswaffe. Verletzungsspuren an Skeletten dieser Zeitstellung können in einigen Fällen mit Äxten wie dieser in Verbindung gebracht werden, die aufgrund ihrer Form als „Schuhleistenkeil“ bezeichnet werden.

Sie sind ganz offensichtlich die Relikte der ersten Kontakte zwischen den Jägern und Sammlern des Nordens und den ersten Ackerbauern, die ihre Felder auf den fruchtbaren Lößböden des Harzvorlandes angelegt hatten.

Die Nähe zu einer Wasserstraße gestattet die Vermutung, dass jene frühen Äxte auf dem Handelswege in nördliche Breiten gekommen sind.

Die Elbe ist ein Verkehrsweg, der Menschen und Kulturen schon seit Jahrtausenden miteinander in Kontakt bringt. Sichtbar wird dies an archäologischen Funden wie diesem, die sich – weit außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes – entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse fanden: Dazu gehören neben solchen Steinäxten der frühesten Ackerbauer-Kulturen Mitteldeutschlands auch die ersten Beile aus Metall und später auch römisches Tafelgeschirr. Archäologische Zeitabschnitte wie Jungsteinzeit, Bronzezeit oder die Römische Kaiserzeit beginnen in unserer Region mit solchen Importfunden. Die Gegenstände waren in der Regel besondere Einzelstücke, die man ihren Besitzern für das Jenseits mit ins Grab legte.

Der Fundort, gelegen im Flussbett der Ilmenau unterhalb der Anhöhe des Zeltberges am Rande der heutigen Stadt, verfügt bereits über eine ganze Reihe günstiger Voraussetzungen, die sehr viel später zur Anlage erster Siedlungen führen sollten.

Eines davon ist mit Sicherheit die Nähe eines Flusses, der den ersten Bauern nicht nur Wasser liefert, sondern ihnen auch als Handelsweg dient.

Von der Bedeutung dieser frühen Handelswege der jüngeren Steinzeit zeugen heute noch die zahlreichen, aus großen Findlingssteinen errichteten Steingräber, ebenfalls der jüngeren Steinzeit entstammend, entlang der Elbe, der Neetze oder der Luhe; die weithin bekannte Oldendorfer Totenstatt ist nur eines dieser Beispiele.

(Dietmar Gehrke)

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