Veranstaltungen des Museumsvereins

Der Museums­verein für das Fürsten­tum Lüneburg e. V. lädt regel­mäßig, üblicher­weise mittwochs um 19:30 Uhr, zu einem öffent­lichen Vortrag über ein kultur­historisches Thema ein. Der Eintritt kostet 4 €, Vereinsmit­glieder haben freien Eintritt. Außerdem organisiert der Museumsverein in unregelmäßigen Abständen Exkursionen zu kulturhistorischen Themen, an denen auch Nicht-Mitglieder teilnehmen können.

Lüneburger Kontinuitäten und Zäsuren

Vortragsreihe, Winterhalbjahr 2020/21

Programm-Flyer herunterladen(2,5 MB)

Mi., 30.09.20  |  18 Uhr

Dieser für den 18.03.20 geplante Vortrag wurde im Zuge der Corona-Pandemie verlegt. Beachten Sie bitte, dass der Vortrag anders als gewohnt bereits um 18 Uhr beginnt.

„Aufgeknüpft am höchsten Galgen der Stadt Hamburg”

Dr.-Ing. Hansjörg Rümelin, Hannover

Matthias Reinecke
Matthias Reinecke: Auch er en-
dete am Hamburger Galgen.

Am zweiten Weihnachtstag 1644 brach eine Verhaftungswelle über die Stadt Lüneburg herein, die sich bis in die Nacht hinzog, als man den letzten Beschuldigten aus dem Bett heraus in Haft nahm. Was war geschehen? Der aus der Prignitz stammende Kirchendieb Matthias Reinecke hatte unter der Folter mehrere Lüneburger Bürger der Mittäterschaft an dem von ihm begangenen schweren Diebstahl an der Goldenen Tafel des Michaelisklosters bezichtigt. Die Umstände der Tat, der Prozessverlauf, der Reinecke innerhalb kürzester Frist in Hamburg an den Galgen, und der quälende Kampf der inhaftierten Bürger gegen die Mühlen der Justiz, der die Stadt Lüneburg an den Rand einer Revolte brachte, sind Thema dieses Vortrags.

[Dr.-Ing. Hansjörg Rümelin, Studiendirektor und Fachberater für Kunst bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde]

Ort: Foyer Neubau (Eingang Willy-Brandt-Str.1),  Eintritt 4 € (Vereins­mitglieder frei)

Mi., 28.10.20  |  19:30 Uhr

Lüneburg am Ende der Weimarer Republik - 1929-33

Prof. Dr. Dirk Stegmann em., Lüneburg

Adolf Hitler vor Mikrophon und Umstehende
Adolf Hitler in Lüneburg
(MTV-Platz), 20. Juli 1932

Lüneburg war am Vorabend der kombinierten Weltwirtschaftsund Agrarkrise ein stabiles Gemeinwesen: Im Stadtparlament teilten sich bürgerliche Mitte und Sozialdemokratie die Macht, die KPD war relativ einflusslos, und der Magistrat unter OB Schmidt stand zur Republik. Die NSDAP war zu diesem Zeitpunkt so schwach, dass sie darauf verzichtete, an den Bürgerschaftswahlen im November 1929 teilzunehmen. Erst der Verlauf der Weltwirtschaftskrise führte zu einer dramatischen Wende nach rechts: Die NSDAP, die bis März 1931 - dem Antritt des kleinen Ladengeschäftsinhabers Burmeister - neun Vorsitzende ihres bereits 1927 gegründeten Ortsvereins verschlissen hatte, wurde bei den Reichstagswahlen nach 16 Prozent im September 1930 bis Ende Juli 1932 (39,9 Prozent) stärkste politische Kraft. Hitler persönlich trat am Vorabend der Wahl in Lüneburg auf. Die bürgerlichen Parteien degenerierten zu Splitterpartien, nur die DNVP konnte sich halten und im November 1932 sogar zulegen.

Die NSDAP war auch in Lüneburg zu keinem Zeitpunkt eine Arbeiterpartei, sondern blieb eine Partei des sog. Alten und Neuen Mittelstandes inkl. der kleinen und mittleren Beamten. Die Bombenattentate der Landvolk-Bewegung in der Stadt 1929, die Agitation der NSDAP und der rechten Parteien und Verbände gegen die Reichs- und preußische Regierung sowie die Radikalisierung der KPD führten auch in der Stadt zu einer massiven Veränderung des politischen Klimas. Speerspitze war die 1931 gegründete Bürgerliche Not- und Kampfgemeinschaft. Gab es in diesem Prozess im bürgerlichen Lager Kräfte, die ein Gegen-bündnis zur NSDAP aufzubauen suchten? Gab es andererseits frühe Unterstützer im Bereich von Besitz und Bildung, womöglich in Kreisen der Justiz, der Ärzteschaft, der Lehrerschaft, bei Rechtsanwälten oder Pfarrern?

Ort: Foyer Neubau,  Eintritt 4 € (Vereins­mitglieder frei)

Mi., 25.11.20  |  19:30 Uhr

entfällt wegen verordneter Museumschließung

Lüneburg 45

Die Anfänge der britischen Besatzungszeit, erlebt von einer Lüneburger Pastorenwitwe

Dr. Uwe Plath, Lüneburg

Lüneburg 1945
Blick von den Sülzwiesen
Lüneburg, 1945

Die Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkrieges und von den Anfängen nach der »Stunde Null« haben auch heute, nach 75 Jahren, ihre Aktualität nicht verloren. Das gilt auch für die Geschichte Lüneburgs. Dieser Zeitraum bedarf noch immer einer umfassenden historischen Erforschung. Zwar gibt es verschiedene Studien, die auf das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Auswirkungen auf die Menschen in Stadt und Landkreis Lüneburg eingehen und dabei auch die Anfänge der britischen Besatzung berühren; aber eine Darstellung der britischen Besatzungszeit in Lüneburg, die immerhin fast 15 Jahre währte, liegt zum Beispiel noch nicht vor.

Auch die Lüneburgerin, die mit ihren »Aufzeichnungen« aus dem Jahre 1945 vorgestellt werden soll, geht nur auf die Anfänge der britischen Besatzungszeit in Lüneburg ein. Ihre Notizen umfassen einen Zeitraum von etwa zwei Monaten, von Ende April bis Ende Juni. Es sind teilweise sehr private Notizen. Sie enthalten keine sensationellen Neuigkeiten, sondern handeln vor allem von Alltagsgeschichte: von dem Alltag einer 77-jährigen Frau, von ihrem Bekanntenkreis, von den Gerüchten und den Nachrichten, die sie damals erhält; von Ereignissen, die sie erlebt; von Ängsten, Sorgen und Nöten, die sie und viele Einwohner der Stadt damals bewegten. Sie berichten auch von dem Auftreten der Engländer und ersten Schritten eines Neubeginns in der Verwaltung der Stadt und im kirchlichen Leben.

Ort: Marcus-Heinemann-Saal,  Eintritt 4 € (Vereins­mitglieder frei)

Mi., 20.01.21  |  19:30 Uhr

Die Welt im Schrank

Das Sammlerkabinett des Reiseschriftstellers Johann Georg Keyßler (1693–1743)

Dr. Ulfert Tschirner, Kurator Museum Lüneburg

Johann Georg Keyßler
Johann Georg Keyßler, Kupferstich von Christian Fritzsch, 1751

Johann Georg Keyßler war ein Gelehrter der Frühaufklärung. Die längste Zeit seines Lebens verbrachte er seit 1716 als Hauslehrer auf Schloss Gartow im Hannoverschen Wendland. Bekannt wurde Keyßler vor allem als Reiseschriftsteller. Von einer Grand Tour, die ihn 1727–1731 durch halb Europa führte, schrieb er Briefe, die später als Reisebericht gedruckt wurden. Das Buch wurde von vielen Reisenden als eine Art Baedeker benutzt, auch Goethe kannte »den Keyßler« seit frühester Jugend.

Weniger bekannt ist, dass Keyßler zudem ein leidenschaftlicher Sammler war. Er besaß einige hochinteressante heidnische Altertümer und einige für die Sammlungen der Zeit typische Kuriositäten. Vor allem aber war das Kabinett der Erkenntnis der Naturgeschichte gewidmet. Sein »Apparatus Curiosorum Naturalium et Artificialium« umfasste schließlich mehr als 1000 Gegenstände. In einem schlichten Schrank aus Tannenholz hat ein Teil von Keyßlers Sammlung die Zeitläufte weitgehend unbeschadet überdauert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Schrank samt Inhalt in das Lüneburger Museum. Es war ein wesentlicher Baustein zur Rekonstruktion eines Raritätenkabinetts im Lüneburger Museum und wird dies auch zukünftig sein.

Der Vortrag stellt den Gelehrten, seine Sammlung und einzelne daraus erhaltene Stücke vor und versucht erstmals, die Verbindungen zwischen dem Ort Gartow, den Reisen Keyßlers und seiner »Welt im Schrank« zu untersuchen.

Ort: Marcus-Heinemann-Saal,  Eintritt 4 € (Vereins­mitglieder frei)

Mi., 24.02.21  |  19:30 Uhr

Die Volkshochschule Lüneburg (1919–1946) zwischen historischen Brüchen und nachwirkendem Neuanfang

Dr. Thomas Lux, Stadtarchiv und Ratsbücherei Lüneburg

Vorlesungsverzeichnis der VHS Lüneburg, 1919/20
Vorlesungsverzeichnis der Volkshochschule Lüneburg,
Erster Lehrgang 1919/20

Unter dem Motto »100 Jahre Wissen teilen« haben im Jahr 2019 die rund 900 Volkshochschulen in Deutschland mit Stolz auf ihre Gründerzeit zurückgeblickt. Fast alle wurden im Gründungsjahr der Weimarer Republik gegründet, waren und sind sie bis heute »Pulsmesser ihrer Zeit«, um eine Formulierung des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle, zu zitieren.

Auch die Lüneburger VHS wurde am 24. September 1919 gegründet. Zu den maßgeblichen Akteuren jener Zeit zählt vor allem auch Wilhelm Reinekke, der bis heute v. a. mit dem Stadtarchiv und dem Museum in Verbindung gebracht wird. Aber bereits 1926 stellte die erste Lüneburger VHS ihre Tätigkeit wieder ein. Hier wird nun versucht, warum es zu diesem Scheitern kam und vor allem soll dargestellt werden, wie sich die Erwachsenenbildung in Lüneburg bis 1945 entwickelte; die Zeit des Nationalsozialismus soll dabei besonders intensiv betrachtet werden. Abschließend wird ein Blick auf die Neugründung VHS Lüneburg am 27. September 1946 geworfen, mit der eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte begründet wurde.

Ort: Marcus-Heinemann-Saal,  Eintritt 4 € (Vereins­mitglieder frei)

Mi., 17.03.21  |  19:30 Uhr

10821 Tage Stadtarchäologie in Lüneburg - ein Rückblick

Prof. Dr. Edgar Ring, Stadtarchäologie Lüneburg, Kurator Museum Lüneburg

Schlangenglas
Schlangenglas, Venedig
um 1600

Im Jahre 1991 schuf die Stadt Lüneburg erstmals eine Stelle für einen Stadtarchäologen. Zuvor wurden immer wieder das Museum für das Fürstentum Lüneburg und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege in der Altstadt aktiv, doch Kritiker verwiesen auf den dennoch eintretenden Verlust archäologischer Quellen. Nun angesiedelt im Baudezernat der Stadt und eingebunden in den Genehmigungsprozess der Bauvorhaben, ist die Stadtarchäologie in der Lage, früh die Interessen der Stadtgeschichtsforschung zu vertreten.

Die Archäologie in der Hansestadt Lüneburg hat einen Schwerpunkt in der Neuzeitarchäologie. Über 70 Kloaken konnten bereits ausgegraben werden. Doch auch die Erforschung der mittelalterlichenStadt schreitet voran.

Die wissenschaftliche Auswertung der Ausgrabungen erfolgt in Zusammenarbeit mit Archäologen, Historikern, Kunsthistorikern und Naturwissenschaftlern. Die Ergebnisse dieser Forschungen finden ihren Niederschlag nicht nur in zahlreichen Veröffentlichungen, sondern seit fünf Jahren auch im Museum Lüneburg. Der Rückblick auf nahezu drei Jahrzehnte Stadtarchäologie ist auch verbunden mit einer Antwort auf die Zukunft der archäologischen Forschung in der Hansestadt.

Ort: Marcus-Heinemann-Saal,  Eintritt 4 € (Vereins­mitglieder frei)

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