Lüneburger Spielzeug-Eisenbahn aus Zinn

Im November 2016 hat eine Eisenbahn Einzug in die Sammlungsräume des Museums gehalten. Das aus Zinn gefertigte Ensemble aus einer Dampflokomotive und drei Passagierwaggons ergänzt die Abteilung zur Stadtentwicklung nach 1800. Die Spielzeug-Eisenbahn stammt aus Lüneburger Fabrikation und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Zinnoffizin Ramm hergestellt.

Spielzeug aus Zinn war im 19. Jahrhundert beliebt. In bürgerlichen Wohnstuben wurde im Spiel mit Miniaturen das Weltgeschehen nachvollzogen. Neben klassischen Zinnsoldaten stellte die Lüneburger Werkstatt Ramm auch verschiedene zivile Themen dar, wie sich anhand eines im Museum erhaltenen Musterbuchs der Zeit um 1860 erkennen lässt. Als Symbol einer neuen Zeit durfte dabei die Dampflokomotive nicht fehlen. Im Gegensatz zu den überwiegend flach gearbeiteten sonstigen Figuren ist der Dampfwagen mit Waggons dreidimensional gestaltet. Die Lokomotive ist inklusive Rauchschwaden etwa 11 cm hoch und ebenso breit. Das Eisenbahn-Ensemble des Museums weicht ein wenig von dem um 1860 dargestellten Muster ab und stammt vermutlich aus späteren, nicht zusammengehörigen Serien. In einem kleinen Schild am Kessel der Lokomotive ist der Lüneburger Firmenname Ramm zu erkennen.

Mit dem Meister Johann Christoph Leonhard Ramm und seinem Sohn Johann Heinrich Friedrich Ramm endete Anfang des 20. Jahrhunderts eine lange Zinnguss-Tradition in Lüneburg. Als letzte der früher zahlreichen Zinn-Werkstätten der Stadt konzentrierte sich die Offizin Ramm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf die Herstellung von Spielwaren. 1904 wurde auch dieser Betrieb eingestellt.

Figuren und Spielzeug aus Zinn sind heute als Sammelobjekte begehrt. Das Museum erhielt den Eisenbahnzug als Leihgabe im Zusammenhang mit einem Anfang November im Museum durchgeführten Schätztag.

(Ulfert Tschirner)

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